FAPP – Fachgruppe Arbeit mit dem Pferd in der Psychotherapie

                                                                                                                        Schillernde Vielfalt – liebevolle Kompetenz... 
                                                                                                                                              

 

                                                                                                                                                                 

 

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Dipl.Psych. Monika Mehlem 
Email:

monika.mehlem@onlinehome.de 


           

Die Reise der FAPP nach Finnland


Am 1. August machten sich 9 Mitglieder der FAPP (Fachgruppe Arbeit mit dem Pferd in der Psychotherapie) auf eine 8-tägige Reise nach Finnland. Dr. Anna-Kaisa Juuti, und Dr. Marja-Leena Yrjölä, beide aktive Gründungsmitglieder der FAPP, hatten zu diesem kollegialen Treffen eingeladen.

Erster Zielort war Uusikaupunki, eine kleine Stadt an der Südküste Finnlands. Das „Programm“ begann mit einer eindrucksvollen Führung durch die Psychiatrische Klinik der Stadt, die Frau Dr. Juuti als Chefärztin leitet.

Die Klinik verfügt über 70 Betten, einschließlich einer Außenwohngruppe, in der sich Patienten vor der Entlassung auf ein selbständiges Leben vorbereiten können. Auffallend war die heitere Stimmung, die in den hellen Räumen jeder Station und auch in den Arbeitsbereichen herrschte, und die freundliche Gelassenheit der MitarbeiterInnen. Frau Dr. Juuti führt das Therapeutische Reiten mit einzelnen PatientInnen der Klinik selbst durch. Nach einem Eingangsvortrag konnten wir die private Reitanlage besichtigen. Die Pferde sind – bis auf einige Wochen im Sommer – in einem Stall am Rande der Stadt untergebracht. Ein wunderschöner Reitplatz mitten im Wald und einsame Waldwege bieten hier eine Atmosphäre von Intimität und Abgeschiedenheit, die für die therapeutische Arbeit wie geschaffen ist. Mensch und Pferd begegnen sich hier im gemeinsamen Ursprung der Natur, und die Seele kommt zur Ruhe. 

Die nächste Station der Reise war Frau Dr. Juutis Sommerhaus. Hier verbringen die Pferde einige Wochen im Sommer auf der Weide. Neben 2 New Forest Stuten und einem Shetlandpony arbeitet Frau Dr. Juuti mit einem eindrucksvollen Tori-Pferd. Diese Rasse hat ihre Wurzeln in Estland. Aus der Kreuzung alter estnischer Pferde mit englischem Vollblut und deutschem Warmblut, sind Pferde entstanden mit stabilem Fundament und zuverlässigem Charakter, ruhig und lebhaft zugleich. Das Therapiepferd „Hesse“ (benannt nach Herrmann Hesse) hat eine außergewöhnliche Lebensgeschichte. In den ersten 6 Lebensjahren als Hengst mit wenig Kontakt zu Menschen aufgewachsen, war er kaum zu bändigen. Frau Dr. Juuti konnte ihn seinem damaligen Besitzer abkaufen, dem es  schließlich mit viel Geduld und Zeit gelungen war, das Pferd an den Umgang mit Menschen zu gewöhnen. Nach weiteren Jahren der Ausbildung besteht heute zwischen „Hesse“ und seiner Besitzerin eine Beziehung voll gegenseitiger Achtung, Respekt und Zuneigung. „Um mit „Hesse“ umzugehen, muss ich sicher und stark, ruhig, klug und gerecht sein, einfach alles, was einen „guten Menschen“ ausmacht. Die Chance, diese Beziehung zu erleben, möchte ich auch meinen Patienten geben“. 

Die 2 Hälfte der Reise verbrachte die Gruppe bei Frau Dr. Marja-Leena Yrjölä auf ihrem Hof in Ristijärvi, nahe der Russischen Grenze. Hier im Norden zeigt sich das Land von einer nahezu unberührten, „wilden“ Seite. Hier lebt Frau Dr. Yrjölä mit ihren vier Pferden zusammen, und führt eine psychotherapeutische Praxis, zu der die Klienten teilweise bis zu 50 km weit fahren – auch im Winter.

Frau Dr. Yrjölä ist Ärztin und Psychologin mit einer psychoanalytischen Ausbildung, die einzige Reittherapeutin in Nordfinnland, die in der Psycho-
therapie für Erwachsene mit Pferden zusammenarbeitet. Neben einem Englischen Vollblutwallach und einem Hannoveraner, setzt sie in der Therapie hauptsächlich ein Finnpferd ein, eine 13-jährige Stute mit einem sanften Charakter und viel Temperament. Die Finnpferde werden ausschließlich in Finnland gezüchtet. Es gibt verschiedene Linien, vom Reitpferd über den schwereren Typ des Arbeitspferdes bis zum Traber.

Frau Dr. Yrjölä arbeitet mit teils sehr schwer psychosomatisch erkrankten Menschen, die zum Teil vom Krankenhaus der Region überwiesen werden. Sie konnte eindrucksvoll zeigen, wie sich selbst sehr kritische und „festgefahrene“ Therapieprozesse durch die Hilfe des Pferdes lösen und weiterentwickeln.

Zusammen mit Frau Dr. Juuti bietet sie im Sommer eine Gruppe „Frau und Pferd“ an, eine Gruppe, die über ein verlängertes Wochenende in der finnischen Einsamkeit zusammenlebt und gemeinsam mit den Pferden einen Prozess der Begegnung, Selbsterfahrung und persönlichen Entwicklung durchlebt. 

 Eine Ausbildung für Therapeutisches Reiten gibt es in Finnland seit Anfang der 80er Jahre, entstanden durch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen aus der Schweiz, die ihr Ausbildungskonzept nach Finnland brachten. Die therapeutische Arbeit mit Pferden in Finnland verlangt von den Therapeut-
Innen viel Kreativität, umfangreiches Wissen und die Bereitschaft, erhebliche körperliche Belastungen auf sich zu nehmen. Frau Dr. Yrjölä erzählt, dass sie im Winter bis minus 25 Grad reitet; erst wenn das Thermometer tiefer fällt, gibt es eine Pause. Da die Tage im Winter kurz sind, kann sie oft nur mit einer Stirnlampe reiten. Eine Halle gibt es nicht. Durch weite Entfernungen und oft schwierige klimatische Bedingungen muss eine Therapeutin mit zahlreichen Anforderungen alleine fertig werden. Der Lohn ist eine unvergleichlich nahe und tragende Beziehung zwischen Mensch und Pferd in einem Umfeld, in dem sich beide bewähren müssen. 

Am Ende der Woche waren alle dankbar und begeistert von einer Gastfreundschaft, die in ihrer Herzlichkeit ihresgleichen sucht; erfüllt von der stillen Unberührtheit des Landes und den gemeinsamen Erlebnissen, und voller Vorfreude auf die weitere Zusammenarbeit in der FAPP.

 

 

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